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Geschichtliche Nachforschungen zu Niederaich in der Gemeinde Bodenkirchen


Foto um 1910: Das ehemalige „Herrenhäusl“ auf dem Burgstall in Niederaich

In seiner „Chur-Bayrischen Land-Beschreibung“ berichtet um 1700 der Kupferstecher Michael Wening: „Niederaich ist ein adeliger Sitz, er gehört Herrn Johann Rudolph Freiherrn von Leoprechting, Domherr zu Freising, dessen Eltern und Voreltern schon diesen Sitz innehatten. Die Schlosswohnung besteht in einem von Holz aufgeführten Gebäude, welches ein Weiher umschließt.“

Diese, vor 300 Jahren schon recht gute Beschreibung des Sitzes Niederaich, grenzt sich von dem südwestlich an der B 299 gelegenen heutigen Hautort Aich, früher als Neuenaich beschrieben, deutlich ab. Wening schreibt: „In Neuenaich sind nur ein Wirtshaus, (das heutige Gasthaus Grubwinkler) und etliche Untertanen vorhanden.“ Der adelige Sitz Neuenaich ist auch in anderen Händen: Joseph Franz Freiherr von Eisenreich, kurfürstlicher Kämmerer und Landrichter zu Mauerkirchen. Sein Ahnherr hat den Sitz von Susanna von Nussdorf im Jahr 1606 an sich gebracht.


Zeichnung aus dem Sallbuch (Aufschreibbuch) der Pfarrei Aich, Pfarrer Franz Anton Peckert, Jahr 1790, mit dem Schloss
und dem Schlossbauer an der Bina, jeweils auf einer Erhebung, einem Burgstall

So befinden sich auf einigen Hundert Metern entlang der Bina gleich zwei adelige Sitze mit ganz verschiedenen Besitzern, und das bleibt auch so, Jahrhunderte lang. Der Älteste von beiden Sitzen ist eindeutig Niederaich oder Oberaich aber auch als Altenaich bezeichnet, welcher sich in Richtung Binabiburg, an der Kreuzung nach Treidlkofen befindet. Im Kreuzungsbereich befindet sich auch heute noch der alte Burgstall, eine künstlich aufgeschüttete Erhebung, welche in früher Zeit von einem Weiher umgeben war, der von der Bina gespeist wurde.

Die derzeit früheste urkundliche Nennung von Aich geht auf das Jahr 976 zurück. In den Jahren 1125/1136 hat das Stift Berchtesgaden einen Besitz mit Eigenleuten in Aich; die Güter dienen in der Regel als Salzniederlassungen. 1212/1216 wird Hartnit de Aich genannt. In den Urkunden des Klosters Gars am Inn vom 22. Mai 1219 erscheint zum ersten Mal ein Geistlicher: Ulrich von Aich ist hier genannt, er möchte seine Ansprüche über die Kirche von Bodenkirchen vom Papst geklärt haben. Marquard von Aich ist 1268 Dienstmann der Edlen Herren von Haarbach bei Vilsbiburg. Ein entscheidender Tag in der Geschichte von Aich war der 4. März 1270. In einem Streit des Regensburger Bischofs Leo mit Heinrich von Haarbach, wird an diesem Tag über das Patronatsrecht der Kirchen Aich, Treidlkofen und Frauenhaselbach in der Pfarrei Binabiburg entschieden. Aich gehört nun dem Bischof, Treidlkofen und Frauenhaselbach den Edlen von Haarbach. Sodann wird Aich von der Urpfarrei Binabiburg abgetrennt und wird eine eigene Pfarrei. Der Vertrag wird in Vilsbiburg ausgefertigt und gesiegelt. Das eigentliche alte „Urdorf“ Aich, mit seiner genannten „Urkirche“, dürfte in Niederaich gewesen sein, wo heute noch dieser alte Burgstall „das Schlössl“ (heute Drechsler) vom adeligen Sitz Niederaich zeugt. In einer Klosterurkunde von St. Veit bei Neumarkt vom Jahr 1302 wird „Her Chunrad der Pfarrer von Aych“ genannt. Hartprecht der Aicher, Richter in Vilsbiburg, stiftet 1360 einen Jahrtag in das Kloster St. Veit. 1390 sitzt Wilhelm Reickher in Aich. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Straße von Neumarkt über Egglkofen nach Vilsbiburg, die heutige B 299 angelegt, und der Adelssitz „Neuenaich“ von den Adeligen der Reickher gegründet. Der Gründung folgte ein neues Gotteshaus an heutiger Stelle, neben der Bina. In der Kirche von Aich weisen einige Marmorgrabsteine der Reickher von Aich auf diesen Sitz und mit ihrem Begräbnis auf ihre Kirchenstiftung hin. Nun sind in Aich zwei Adelssitze: Neuenaich und Nieder- auch Altenaich. Auf beiden Sitzen sind jeweils verschiedene Besitzer über Jahrhunderte hinweg nachzuweisen. In Neuenaich die Reickher, Nußdorf, Paur, Ruesdorfer, Eisenreich, Dachsberg, Lerchenfeld und Montgelas. In Niederaich die von Rohr, Hochholding, Paur, Leoprechting, Königsfeld, Hörwarth und deren von Schwaben. Der Sitz Niederaich war von Grund auf ein herzoglicher Besitz, welcher als Lehen an verdiente Dienstleute weiterverpachtet wurde. Wolfgang von Hochholding, in den Jahren 1474 bis 1485 Zöllner und Mautner von Dingolfing, heiratet 1476 Ursula von Rohr und hat den Sitz Niederaich mit ihr erheiratet. Das Edelgeschlecht der Hochholdinger stammt von Hochholding zwischen Gangkofen und Oberdietfurt, sie haben ihr Begräbnis in Heiligenstatt bei Gangkofen. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg wurde der Sitz 1506 vom Herzog wieder an Wolfgang von Hochholding verpachtet. Am 21. Juni 1511 geht der Sitz an Sebastian Hochholdinger und am 17. Oktober 1524 wird der Sitz zwischen Georg Paur zu Haitzing und Hans Hochholdinger zu Königsberg bei Gangkofen aufgeteilt. In der Landbeschreibung des Philipp Apian vom Jahr 1566 wird der Sitz Neuenaich mit einem Herrenhaus (nobilis domus); Niederaich aber mit einem Herrschaftshaus genannt. Roman und Erasmus Hochholdinger erben Niederaich nach Ableben ihres Vaters Hans. Sie besitzen Niederaich von 1554 bis 1558. Roman heiratet Maria Jacobe, eine geborene von Pinzenau. Durch diese Heirat gehören die Hochholdinger nun zum gehobenen Adel. Am 30. Oktober 1579 wird Roman von Hochholding als Truchseß des Herzog Albrecht von München genannt. Damit ist er Vorsteher der herzoglichen Hofhaltung und hat die Aufsicht über die fürstliche Tafel. In der St. Salvatorkirche Heiligenstadt bei Gangkofen befindet sich das Grabmal des Romano von Hochholting zu Königsberg und Kölnbach, gestorben am 7. November 1572 und dessen Frau Maria Jakobe, geborene von Pinzenau, gestorben am 12. Oktober 1580, auf dem Grabmal sind 18 Kinder dargestellt. Die Tochter Rosina heiratet Johann Sigmund von Königsfeld auf Niederaichbach und Hinzelbach, nun auch auf Sitz Niederaich. In der Kirche von Heiligenstadt befindet sich auch das Epitaph von Rosina „des Hans Siegmund Königsfeld zu Niederaich Hausfrau“, geborene von Hochholding-Königsfeld, gestorben am 30. Dezember 1582. Im Jahr 1580 wird Urban von und zu Hochholding auf Niederaich, Geiselberg bei Rothenwörth und Königsberg bei Gangkofen genannt. Urban ist Roman und Maria Jakobe`s Sohn, Pfleger und Kastner zu Kötzting, Besitzer von Niederaich: „hat ain kleines Purkställel und hilzernes Herrenhäusl, darinnen wohnt der innere und äußere Hofmair.“ 1597 wird der Edelsitz Niederaich genannt, der aus einem kleinen Burgstall besteht, mit dem hölzernem Herrenhäusel, dem darin liegenden inneren Hofmeier, dem Außerhofmeier, der Schmiede und dem Schußederlehen. 1620 gehört das Gut zu Niederaich wechselweise den Leoprechtingern von Panzing bei Gangkofen und den Hochholdingern. 1639 hat Georg von Leoprechting zu Panzing bei Gangkofen den Sitz Niederaich. Die Folgen des 30-jährigen Krieges sind noch 10 Jahre nach dessen Ende ersichtlich: in Niederaich ist 1657 der Hofbau und das Schloss ganz öd und leer. Georg Bernhart Leoprechtinger zu Panzing auf Niederaich, kurfürstlicher Rittmeister, hat den Sitz 1663. Nach dessen Tod kommt 1684 sein Bruder Johann Rudolph von Leoprechting zu Panzing bei Gangkofen auf den Sitz. Er ist Domherr und bischöflicher Kämmerer zu Freising. Zum Sitz Niederaich gehören 1689 zweieinhalb Höfe und sechs kleinere Häuser. Johann Rudolph ist 1700 gestorben, die Linie der Leoprechting auf Niederaich läuft aus, sie geht an Maria Theresia Rosina von Hörwarth, eine geborene von Leoprechting über. Sie ist die Erbin von Leoprechting, Panzing, Niederaich und Baumgarten, verwitwete Baronin von Le Roi, war 1687 mit Johann Maximilian Freiherr von Hörwarth und Hohenburg auf Planeck und Seeholzen, kurbayerischer Truchsess vermählt. Sie hatten den einzigen Sohn Johann Joseph Anton. Dessen Tochter Maria Violanta Theresia, geborene Freiin von Hörwarth, vermählt sich mit Franz Marquardt Albrecht von Schwaben auf Altenstatt, kurbayerischer Truchseß und Landrichter zu Haag. Ihre Kinder waren Maria Anna und Maria Josepha von Schwaben, welche erst 1788 in den Genuss der Leoprechtinger Güter kamen, nach langem Prozeß mit den Stromer. 1780 sitzt Baron von Stromer auf Niederaich. Das Schreiben des Pfleggerichts Vilsbiburg vom 6. Juni 1788 an die Fräulein von Schwabenische Hofmarken Panzing und Niederaich, gebot die Abstellung der Winkelschulen und drohte widrigenfalls eine Strafe von 24 Reichstalern an. Die Panzinger Hofmarksinhaberin Maria Anna von Schwaben protestierte gegen das ergangene Verbot wegen der Schule in Panzing. Das gleiche galt auch für Anton Winzinger zu Baumgarten, Untertan und Lehrer der Hofmark Niederaich. 1790 wurde ihm erneut das dortige Schulhalten verboten. Die Hofmarkinhaberin Maria Anna von Schwaben lebt in Landshut und überlässt die Verwaltung der Hofmark Niederaich einem Bediensteten, dem Amtmann. 1789 finden sich Fräulein Maria Anna und Maria Josepha von Schwaben, geborene Landgerichtstöchter von Haag, auf Niederaich und Panzing, zu Leoprechting. Das Schloss, so schreibt der Aicher Pfarrer Franz Anton Peckert in einem Aufschreibbuch vom Jahr 1790, wurde im Jahre 1782 abgebrochen, es war aus Holz gebaut. Nun wurde für den Amtmann ein kleines Häusl daraus gebaut und es ist jetzt ein Leerhäusl für den Amtmann, welches einen Graben und Weiher einschließt; auf dem Häusl ist 1790 Stephan Hofbauer, Maler und Amtmann. Der Amtmann Hofbauer verwaltet den Edelsitz Niederaich und führt die Einnahmen an den Besitzer ab; er ist die direkte Verbindung zum Schlossherrn. Seine Aufgabe war es, die Hintersassen zur Stift zu berufen, er hatte Dienst- und Scharwerk anzusagen, Handel und Wandel der Untertanen zu überwachen und die Schuldigen vor den Hofmarksherrn zu laden. Nachdem zu Anfang des 19. Jahrhunderts Übergangsverwaltungen und Gemeinden gegründet wurden, 1848 die Bauernbefreiung war und Besitzrechte verkauft wurden, konnte sich die adelige Gesellschaft auf den kleinen Sitzen und Hofmarken an der Bina nicht mehr halten. Heute steht ein stattliches Haus auf der kleinen Erhebung neben der Bina; rundherum ist die ehemalige Weiheranlage leicht nachvollziehbar. Um 1900 hat Georg Drechsler das hölzerne Anwesen gekauft und viele der Drechslerkinder sind im alten hölzernen „Amtshäusl“ zur Welt gekommen. Johann Drechsler hat das „Schlössl“ vom Vater, als noch einzig lebender Sohn nach dem Ersten Weltkrieg geerbt, und hat um 1935 das Haus um ein Stockwerk aufgestockt. Die Grundmauern des Hauses sind noch die uralten geblieben, dennoch wurden diese immer wieder unterfangen. Im Inneren befindet sich heute noch ein altes Kellergewölbe, auch war ein unterirdischer Gang vorhanden.


Katasterkarten-Auszug vom Jahr 1848: Sitz Niederaich mit dem „Amtmannhäusl“ und dem Schlossbauer

Die in Niederaich, an der Kreuzung nach Treidlkofen stehende Burgstallanlage, auf dem das ehemalige Herrenhäusl, Schlössl oder Amtshäusl gestanden ist, ist auch heute noch gut sichtbar. Die künstliche uralte Aufschüttung, wurde vermutlich der ehemals ganz umschließenden Weiheranlage entnommen. Der Burgstall stand im Kreuzungsbereich einer alten Salz- und Handelsstraße. Nicht nur die Nennung des Sitzes Niederaich, der adeligen Herrschaft und dem Herrenhäusl lassen ein in archivalen Nachforschungen geordnetes Besitzsystem erkennen, auch die Nennung einer Hofmark mit alten überlieferten Haus- und Hofnamen, ist für die heutige dörfliche Geschichtsforschung von Aich hoch interessant.

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