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Meistes ist den Marienkirchen ein hohes Alter zuzuschreiben, wenngleich sie im Einzelnen schwer zu bestimmen sind [1] Schon bevor die Vilsbiburger Marienwallfahrt auf den Berg, als solche 1686 gegründet war, hatte Wippstetten schon im 16. Jahrhundert eine Wallfahrt zur „Seeligen Jungfrau Maria“ und wie von „Alters her“ werden 1559 an allen Frauentagen zwei heilige Messen gelesen. Die Kirche ist sehr gut ausgestattet „zum Schönsten mit aller Zier zugerichtet und sauber gehalten. Die Wallfahrt macht es erforderlich, zur Kirche gehört ein Mesnerhaus.“.

Wie viele tausend Pilger mögen in alter und neuer Zeit die Waldwege hierher nach Wippstetten gegangen sein! Ihre Liebe war es, die dieses Heiligtum der Himmelskönigin oder „Unserer Lieben Frau von Wippstetten“ im Laufe der Jahrhunderte mit köstlichem Prunke ausgestattet hatte. Der Johannesbrunner Expositus Otto Menzinger (von 1908 bis 1920 in Johannesbrunn) berichtet im Vilsbiburger Anzeiger am 28. August 1916 über die renovierte Wallfahrtskirche in Wippstetten. Der destruktionslose Zeitgeist im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts hatte gegen die nicht mehr verstandene Kunst des Rokoko, - in welchem Stil die Wallfahrtskirche ausgestattet ist - erheblich gewütet. 1862 hat das aufwändige Übertünchen, Überstreichen, Verstreichen, Verweißeln und Lackieren die nicht geringe Summe von 2611 Gulden, also rund 4653 Mark verschlungen. Erst unter der Verwaltung mit dem energischen Gerzener Pfarrherrn Geistlicher Rat Georg Dengler ist es gelungen, dem Stil des Rokoko aus seinen Banden und Fesseln wieder zu befreien. Bloßlegung und Erneuerung der übertünchten Malereien, die Renovierung der Altäre und des gesamten Kirchenraumes geschah in den Kriegsjahren 1915/16. Die Leitung der Arbeiten hatte das Konservatorium zur Erhaltung der Kunstdenkmale in Bayern übernommen. Das Werk der Restaurierung war vorzüglich geglückt, freilich kostete alles in allem 8200 Mark. Unter der weißen Übermalung von 1862 war es bei der Restaurierung im Jahr 1916 gelungen die ursprüngliche Fassung des Altares in rotbraunem Marmor, zartrosa überzogen zu finden. Dem entsprechend sind auch alle hervortretenden Teile der Innenarchitektur, die Kanzel, die Seitenaltäre, die Emporen in dem gleichen überaus weichen Marmorton gehalten. Wenn wir von den Kapitellen der Pilaster an den Seitenwänden absehen, so mangelt in der Kirche gänzlich das Stuckornament, diese so sehr beliebte und für Rokokokirchen fast unentbehrlich erscheinende Dekoration. Stuck ist auch durch die Restaurierung vom Jahr 1862 nicht heruntergeschlagen worden. Stuck wurde auch früher schon durch Malerei ersetzt, welche die Stuckformen nachahmten. Sie dienten zur Ausschmückung des Gewölbes und der Wände, zur Umrahmung der Deckengemälde und der Medaillons mit Darstellungen aus der lauretanischen Litanei in den Gewölbezwickeln. Diese nun im Jahr 1915/16 wieder aufgedeckten Malereien sind durch den Kirchenmaler Max Vogt aus München teils aufgefrischt, teils ergänzt, teils wie auch ganz neu entworfen und ausgeführt worden. Die beiden schönen großen Deckengemälde stellen Mariä Geburt und Mariä Himmelfahrt dar. Bei letzterem, das sehr beschädigt war, ist der Kopf Mariens dem Rokokocharakter entsprechend vom Maler ergänzt worden. [2] Die „Kunstdenkmäler von Bayern“ vom Jahr 1921 nennen die Wallfahrtskirche von Wippstetten mit dem Patrozinium Mariä Geburt (8. September). Die Kirche ist eine einschiffige Anlage der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, nach Mitte des 18. Jahrhunderts im Stil des Rokoko stark verändert. Die Wölbung im Chor und im Langhaus stammt noch aus dem 15. Jahrhundert, jedoch wurden die in gotischer Zeit im Gewölbe angebrachten Rippen abgeschlagen und die ehemaligen Wandpfeiler zu Pilastern mit korinthisierenden Kapitellen und weit ausladendem Gebälk verändert. Die Fenster sind geschweift. Um das Jahr 1760 wird die Kirche im Stil des Spätbarock und Rokoko umgebaut. In den Chor kommt in geschweifte Felder das Deckengemälde Mariä Geburt, in das Langhaus Mariä Himmelfahrt. Die übrigen Gewölbeflächen sind mit reicher Ornamentmalerei in Rokokoschweifwerk auf brokatähnlichem Grunde, ebenfalls um 1760, überzogen. Die ganze Einrichtung, einheitlich, mit reichem, geschnitztem Rokokomuschelwerk ist um 1760 entstanden. Der stattliche Aufbau des Hochaltares hat vier Säulen, vier Pilastern und Volutenaufsatz. Statt einem Altarblatt steht hier die beschädigte (Jahr 1921) spätgotische Holzfigur St. Maria, auf dem linken Arm das Jesuskind, in der Rechten ein Zepter. Darüber ein Baldachin. Die Seitenfiguren sind der lebensgroße Regensburger Bistumsheilige St. Wolfgang und der Kirchenlehrer Augustinus und zwei Engel. Im Aufsatz ist die lebensgroße Holzfigur von Gottvater. Die Seitenaltäre sind je mit zwei Säulen und zwei Seitenfiguren ausgestattet. Die Altarblätter zeigen nördlich die Enthauptung der heiligen Katharina, bezeichnet mit „1759 Kauffman pinx“; südlich das Martyrium des heiligen Sebastian, bezeichnet „I (= Ignatz) Kauffmann pinx 1760“. Die Kanzel mit anstoßender Oratorienbrüstung im geschweiften Korpus mit den vergoldeten Reliefs des Guten Hirten und der vier lateinischen Kirchenväter, auf dem Schalldeckel die vier Evangelistensymbole. Das Chorgestühl und die Stuhlwangen, die Kreuzwegrahmen sowie verschiedene Devotionalienkästen und die Eingangstüre tragen reiches Schnitzwerk des üppigen Rokoko um 1760. [3]


Frauentag/Markttag am 15. August 1961 in Wippstetten (Foto: Archiv Heimatverein Vilsbiburg)


Frauentag/Markttag am 15. August 2007 in Wippstetten


Wallfahrtskirche Mariä Geburg in Wippstetten, ca. 1910. (Foto: Archiv Heimatverein Vilsbiburg)


[1] Schwarz, Georg, Dr., Vilsbiburg, Die Entstehung und Entwicklung der Herrschaftsformen im niederbayerischen Raum zwischen Isar und Rott, in Historische Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 37, München 1976; Seite 45.

[2] Archiv des Heimatverein Vilsbiburg, Zeitungsausschnitt aus dem Vilsbiburger Anzeiger vom 26. August 1916 und 2. September 1916 „Die renovierte Wallfahrtskirche Wippstetten“.

[3] Eckardt, Anton: Die Kunstdenkmäler von Niederbayern, Band V, Bezirksamt Vilsbiburg, München 1921, Wippstetten Seite 296 bis 392.

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