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Ein Portrait im Vilsbiburger Heimatmuseum hat besondere Eigenheiten

Es gibt Menschen, die können ihrem Gegenüber nicht in die Augen sehen. Und dann gibt diejenigen, die einen förmlich Anstarren und auch nicht von einem lassen können – man fühlt sich beobachtet.

Haben sie es schon gesehen, das Portrait des Grafen von Seyboldsdorf im Vilsbiburger Heimatmuseum? Nein? Dann haben sie sich auch noch nicht von seinen klaren und stechenden Augen verfolgt gefühlt. Auf dem Blick des jungen Herrn Grafen lastet ein besonderer Mythos, dem sich die Seyboldsdorfer Klosterschwestern gerne entledigten. Johann Franz Xaver Cajetan Anton Georg Adam Graf von und zu Freyen-Seiboltstdorff war erst im 29 Lebensjahr. Dennoch war er schon im hohen Rang ausgezeichnet mit dem gestickten Stern des Großmeisters des adeligen Ritterordens vom Sankt Michael und nannte sich des Heiligen Römischen Reiches Graf von und zu Freyen-Seyboltstorff auf Mauern, Herr der Hofmarken Deuten- und Göttlkofen, Lichtenhaag, Vilssattling und Leberskirchen, Ober- und Niederaichbach. Seiner churfürstlichen Durchlaucht in Bayern Kämmerer und Regierungsrat in Landshut, Kommandeur des Hochritterordens Sankt Michael, Mitglied der Landschaft. Die Verleihung des Ritterordens könnte dann auch der Grund gewesen sein, sich im Portrait malen zu lassen. Der junge Herr Graf saß vor der Staffelei des Landshuter Malers Wolfgang Simon Gröz. Er schaut erhobenen Hauptes mit stechenden und glänzenden Augen auf den Betrachter. In modischer barocker Kleidung des Jahres 1739, mit blauem Rock, den gold verzierten Ärmelstulpen, blauer Schärpe und weißer Perücke, konnte der noch ledige Franz Xaver Cajetan auch auf Brautschau gegangen sein, denn 1741 heiratet er Maria Eleonora, die Reichsfreiin von Haacke. Der Maler Wolfgang Gröz, welcher 1720 die Landshuter Bürgerrechte erhalten hatte, ließ sich beim Portraitieren des Herrn Grafen etwas Besonderes einfallen, das einen nachhaltigen Mythos über das Gemälde legte.

Nachdem im Sommer 1951 Reichsgraf Ludwig, der Letzte der Seyboldsdorfer Grafen an den Starnberger See gezogen war, stand das Schloss nicht lange leer. Er verkaufte es an den Schwesternorden der Magdalenerinnen welche aus ihrem schlesischen Kloster in Lauban 1945 vertrieben wurden; 1952 zogen sie in das Schloss Seyboldsdorf ein. Die Ahnen-Gemäldegalerie von Schloss Seyboldsdorf hatte der Graf dem Archiv in Landshut vermacht, und dennoch war das Schloss nicht ganz leer; das Portrait des jungen Grafen Johann Franz Xaver Cajetan war noch vorhanden. Und es durchzog ein Unbehagen das historische Schlossgemäuer - die Klosterschwestern fühlten sich von seinen Augen verfolgt. Die Technik des Malers ermöglichte es; Johann Franz Xaver konnte den Raum in jedem Blickwinkel einsehen. Gespenstisch fühlten sich die ehrwürdigen Schwestern von seinen glänzenden Augen in jeder Richtung verfolgt. Es wurde beschlossen, das Portrait, ja den ganzen brocken Bildaufbau dem Heimatverein Vilsbiburg für sein Museum zu übereignen. Und da hängt nun der im Jahr 1774 verstorbene Graf von Seyboldsdorf. Seine Ehefrau Maria Eleonora, hat dem verstorbenen Gatten ein außerordentlich sinnreiches Grabmal mit einer Familien-Ahnenprobe in der Pfarrkirche Seyboldsdorf errichten lassen.

Die Abstammung

Franz Xaver Cajetan war der älteste Sohn von Maria Anna Violanta Gräfin von Seyboldsdorf, eine geborene Freifrau von Lerchenfeld-Aham (geboren 1681, vermählt 1702, gestorben 1756). In jungen Jahren hatte sie den Herrn der Hofmarken Mauern, Hörgertshausen und Thulbach geheiratet, den Kurbayerischer Kämmerer und Hofrat, Reichsgraf Johann Franz Ignaz von und zu Freyen Seyboltstorff (geboren am 6. August 1673).

Leider verstarb ihr Gemahl schon im Alter von 39 Jahren am 19. Januar 1711. Nun musste sie die drei Hofmarken bis zur Volljährigkeit ihrer Kinder verwalten. Erschwerend kam dazu, dass sie auch die Hofmarken ihres verstorbenen Bruders, Deutenkofen, Günz- und Göttlkofen geerbt hatte. Diese Bürde mag sie dazu bewogen haben, mit 51 Jahren noch einmal zu heiraten. Der Reichsfreiherr Georg Sigmund von Hegnenberg war der Erwählte. Am 1. Mai 1756 war Maria Anna Violanta auf Schloss Deutenkofen verstorben. Eine prächtige Grabplatte in der dortigen Schlosskapelle erinnert an sie. Aus der ersten Ehe mit Johann Franz Ignaz zu Freyen-Seyboltstorff gingen drei Söhne hervor: Korbinian Franz Adam Veit Joseph, geb. 28.08.1703, gestorben am 9.12.1770. Georg Carl Anton Alois Adam, geb. 12.06.1708, erhielt 1742 die Pfarrei Velden, wurde am 25. Oktober 1758 zum Dekan des Rural-Dekanats Dorfen ernannt und starb am 9.11.1762 als Pfarrer von Velden auf Schloss Biedenbach, welches er neu erbauen ließ und als Pfarrhof nutzte.

Der im Museum Vilsbiburg dargestellte, am 2. Dezember 1710 geborene Reichsgraf Johann Franz Xaver Cajetan von Seyboltstorff war der jüngste Sohn von Maria Anna Violanta und Johann Franz Ignaz. Mit dem Kauf der Hofmarken Ober- und Niederaichbach im Jahr 1762 hatte sich Johann Franz Xaver erheblich verspekuliert. Eigentlich wollte er sein Herrschaftsgebiet Deuten- und Göttlkofen durch diese Erwerbungen erweitern. Schulden von über 100.000 Gulden waren das Resultat der Spekulation. Dazu wurde er auch noch für die Steuerschulden seiner Vorgänger verantwortlich gemacht, da diese in der Vergangenheit die Steuern schuldig geblieben waren. Dies drückte natürlich auf das Gemüt des alternden Grafen. Am 25. Mai 1774 ist er 64jährig verstorben. Seine Gemahlin war die 1722 geborene Reichsfreiin Maria Eleonora von Haacke. Die Vermählung war 1741, sie starb 60jährig am 11. März 1782.

Drei Söhne gingen aus der Ehe hervor: Christoph Maria Sigmund; Veit Franz Xaver und der Geistliche Ferdinand Alois, Domkapitular von Regensburg und Freising. Alle drei sind in der Pfarrkirche von Seyboldsdorf begraben.


Das Grabmal des Grafen Johann Franz Xaver und seiner Gemahlin
Maria Eleonora in der Pfarrkirche Seyboldsdorf

Das Grabmal

Das Grabmal des im Museum dargestellten Johann Franz Xaver Cajetan ist in der Pfarrkirche von Seyboldsdorf, rechts im dritten südlichen Joch. Die Inschrift benennt in glorifizierenden Worten: „Johann Franz Xaveri des Heiligen Römischen Reiches Graf von und zu Freyen Seyboldsdorf, Hörgertshausen, Deuten- und Göttlkofen, Lichtenhaag, Vilssattling und Leberskirchen, dann Ober- und Niederaichbach, Kammerer seiner kurfürstliche Durchlaucht in Bayern, Regierungsrat in Landshut, Landsteuereintreiber des Rentamtes Landshut und Träger des hohen Ritter Ordens des Sankt Michael, Großkreuzer. In Gott selig entschlafen den 25. Mai 1774 im 64. Jahr seines tugendvollen Alters. Sanftmut, Gütig- und Freigebigkeit haben ihm bei jedermann Liebe und Achtung, dort aber ungezweifelt einen gnädigen Richter erworben. Seine ungeheuchelte Gottesfurcht, Andacht und Gerechtigkeitsliebe werden den Lohn erhalten haben, der den Frommen und Gerechten versprochen ist.“

Seine Gattin die Reichsgräfin Maria Eleonore lässt das Grabdenkmal ihrem geliebten Gemahl errichten, „diejenige welche im Leben mit ihm vereinigt war, und deren Gebeine mit den seinigen hier ruhen werden“.

Nach dem Tode von Johann Franz Xaver 1774 hatte die Gräfin bis zu ihrem Tode 1782 als Ordensdame die Abgeschiedenheit gewählt und ist in ein Kloster gegangen. Auf dem Grabstein steht, dass Maria Eleonora Gräfin von und zu Freyen Seyboltstorf, geb. Freiin von Haacke „auf Schwainesbainth, Schrabblau, Winterburg und Sternkreutz“ als Ordensdame im Alter von 60 Jahren am 11. März 1782 ihrem Gemahl gefolgt ist und hier bei ihm begraben liegt.

Auf dem Grabstein befindet sich eine so genannte Ahnenprobe. Es sind Darstellungen von Familienwappen, welche zur Zulassung für eine Adelsvermehrung im Wappen z. B. wie hier bei Johann Franz Xaver zum Reichsfreiherrn und Grafen nötig waren. Die Ahnenprobe besteht zuerst einmal aus vier Familienwappen (Freiherren), dann aus acht Wappen (Grafen), und die zwei Ehewappen der Familienlinien Seyboldsdorf/Lerchenfeld – und seiner Gattin der Adeligen Haacke/Stinglheim.


Das Portrait des Grafen Johann Franz Xaver von und zu Freyen Seyboldsdorf, im Museum Vilsbiburg

Das Portrait

Das Portrait auf Leinwand zeigt den jungen Grafen Johann Franz Xaver Cajetan, als einen freundlichen jungen Adeligen von männlicher Schaffenskraft – und trotzdem hat das Portrait etwas Unheimliches an sich. Man muß ihn gesehen haben, den Blick des Grafen der in jedem Blickwinkel auf den Betrachter wirkt – man fühlt sich von den großen glänzenden Augen verfolgt. Die vom Maler angewandte Technik ist einfach aber wirksam, und gibt dem Gemälde eine besondere Note. Dem Mythos der Seyboldsdorfer Klosterschwestern ist der Graf durch die Schenkung an das Vilsbiburger Museum entschwunden.

- Das Gemälde im barocken Rahmen, hängt im Vilsbiburger Heimatmuseum, I. Stock, beim Eingang zum Sonderausstellungs-Raum, auf der rechten Seite an der Wand.

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